Das Vorzeige-Modell:
Sandra Christen
2m-abstand.ch: Model, angehende Yoga-Lehrerin aber jetzt vor allem Pflegefachfrau Notfall. Sandra Christen ist zu 100 Prozent in ihren erlernten Beruf zurückgekehrt. Ganz einfach, weil sie gebraucht wird. Eine Momentaufnahme im Kantonsspital Obwalden mit Rückblick auf Bali, Schwyz, Kapstadt, Uri, Schwyz und Unterwalden…
Bali
Normalerweise wäre sie jetzt in Bali: Yoga-Teacher-Trainer– eine Ausbildung, etwas was ihr sehr am Herzen lag. «Ich liebe Yoga. Es bringt mich auf den Boden und ich bleibe beweglich und fit – besonders im Model-Business wird dies immer mehr gefragt», erklärt Sandra Christen. Natürlich nervt es sie, dass der Trip nach Bali abgesagt wurde. Aber sie weiss auch: «Ich bin jetzt gefragt. Als diplomierte Pflegefachfrau HF.»
Sarnen
Sie ist eigentlich Nidwaldnerin. Ihr quirliger Dialekt verrät sie. Momentan aber arbeitet sie in Sarnen (OW). «Das Modelbusiness liegt erstmals auf Eis. Nach dem Ausbruch des Corona-Virus wusste ich, dass die Spitäler Personal suchten. Da war für mich klar, dass ich mich zu 100 Prozent in der Pflege engagiere.» Normalerweise pendelt Sandra zwischen Laufsteg und Station. Vor allem nach Kapstadt reist sie regelmässig zu Werbedrehs und Shootings. In den nächsten Wochen heisst ihre Destination jedoch: Kantonsspital Obwalden.
Schwyz
Kurz bevor es losging, befand sich Sandra in Schwyz: «Ich war für eine Modeschau gebucht. Lange noch war unklar, ob der Anlass durchgeführt wird. Es wurde mein vorläufig letzter Job als Model. Schon damals spürte ich: Jetzt werde ich im Spital gebraucht.» Und siehe da: Kaum war sie zuhause, flatterte schon eine Mail rein. «Ich wusste bereits im Vorfeld, dass ich für den Notfall eingeteilt werde.» Seitdem gilt für Sandra: Fokus Pflege. Schliesslich wusste niemand, was auf die Spitäler zukommt.
Kapstadt
Die südafrikanische Metropole ist ein Mode-Hotspot. Hier werden reihenweise Werbefilme gedreht und Shootings durchgeführt. Allein schon des speziellen Lichts und des stabilen Wetters wegen. «Zurzeit läuft auch dort rein nichts mehr. Meine Freunde sind eingesperrt und müssen zuhause bleiben. Ich kann wenigstens jederzeit raus in die Natur hier.» Allein vom Modeln leben möchte Sandra nicht – dafür liebt sie den Pflegeberuf zu sehr. Und die Abwechslung. «Ich bin immer mit einem Bein im Spital. Das Soziale und das Helfen habe ich wahrscheinlich von meiner Mutter mitbekommen», lacht sie. Und ergänzt: «Ich bin gerne unabhängig. Man kann zwar mit Modeln gutes Geld verdienen und trotzdem ist es ein unsicheres Business.» Wie jetzt gerade zu Corona-Zeiten. «Da läuft zurzeit überhaupt nichts mehr – alles ist abgesagt, jetzt sogar schon Jobs für im August.» Deshalb macht sich Sandra bereits Gedanken, wie sie im Gespräch bleiben kann. Zum Beispiel mit E-Castings, die von den Agenturen angeboten und jetzt immer wie mehr zum Trend werden. Vor allem aber freut sie sich, wenn es vor den Kameras wieder losgeht – mit 2m Abstand, logischerweise…
Uri, Schwyz und Unterwalden
Sandra sagt von sich selbst: «Ich bin ein Bergmeitli. Ich liebe die Alpen, die Tiere und Pflanzen. Sie ist überzeugt, dass die Menschen jetzt die Natur von einer neuen Seite kennen und schätzen lernen. «Grössere Reisen werden wohl in absehbarerer Zeit kein Thema mehr sein. Das ist aber okay, denn hier bei uns in der Innerschweiz ist es sowieso am schönsten», sinniert sie. Da sind Kapstadt und Bali gerade sehr weit weg.
Letzte Frage
Was hat sich in deinem Leben am meisten verändert in den letzten Wochen?
«Ich lebe viel bewusster und lege den Fokus auf das Wesentliche. Ich meditiere und finde zu meiner inneren Ruhe. Ich merke auch, was ich vorher vernachlässigt habe. Es sind Kleinigkeiten, die man plötzlich wieder schätzt.»