Der Gemeinschaftliche:
Andreas Steibl
2m-abstand.ch: Andreas Steibl amtet seit 18 Jahren als Geschäftsführer von Paznaun-Ischgl. Der Wiener ist ein Paradiesvogel und gleichzeitig eine schillernde Persönlichkeit; einer, dem der Tourismus in die Wiege gelegt wurde, wie er selber sagt. Aber Steibl ist auch ein kreativer Macher, der für seine jährlich 2,1 Mio. Touristen alles unternimmt, dass sie sich wohl fühlen.
Andreas, woher kommst du ursprünglich?
Ich bin ein waschechter Wiener. Allerdings ging ich gleich nach meinem Studium für fünf Jahre ins Ausland –als Touristikfachmann. Tourismus kannst du auf keiner Uni lernen – du musst ihn leben und lieben.
Welches war dein erster Urlaub?
Ich war als 16-Jähriger mit Freunden zelten an einem See in Kärnten. Es regnete sechs Tage lang. Nach zwei Nächten waren wir alle patschnass. Ich habe schon damals alles selbst organisiert. Fürs Wetter konnte ich ja nichts…
Welches Land hat dich schon immer fasziniert?
Ganz klar die USA. Es war mein Kindheitstraum, dorthin zu fahren. In den 80er-Jahren schliesslich flog ich nach Los Angeles: Venice Beach, Hollywood Boulevard, Show-Leben – um mich war’s geschehen.
Wieso bist du der Branche stets treu geblieben?
Der Tourismus wurde mir in die Wiege gelegt. Unter ganz ehrlich: Ich kann nichts anderes…
Ischgl ist die Speerspitze des Wintertourismus.
Was macht die Region Paznaun-Ischgl so besonders?
Ischgl
ist die Speerspitze des Wintertourismus. Zusammen mit den anderen
Destinationen Kappl, See und Galtür decken wir ein breites Segment ab.
Die Definition einer Strategie mit vier derart unterschiedlichen Orten
ist eine grosse Herausforderung. Wir haben eine Mehrmarken-Strategie
entwickelt und sind damit sehr erfolgreich unterwegs.
Du hast das Image in den letzten 18 Jahren entscheidend mitgeprägt. Bist du zufrieden mit den bisherigen Entwicklungen?
Wir
dürfen sehr zufrieden sein, weil wir das alles als Team geschafft
haben. Ich bin umgeben von innovativen und kreativen Machern und
Persönlichkeiten. Die meisten kommen aus Ischgl; die wissen, was Ischgl
guttut – und was nicht. Jetzt kommt eine junge Generation, die
wahnsinnig inspirierend, motivierend unterwegs und gut ausgebildet ist.
Das Wichtigste aber ist für mich die gemeinschaftliche Denkweise.
Ihr habt euch vor allem mit dem Organisieren von Events einen
Namen gemacht und seid auch zu einem Mekka der Unterhaltung geworden.
Wie positioniert ihr euch eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch von Corona?
Die
treibende Kraft war und ist unser Skigebiet. Damit wollen wir uns in
Zukunft positionieren und eine kleine Image-Korrektur vollziehen. Es ist
eine Art Rückbesinnung zu unseren ursprünglichen Werten. Die Events
bleiben natürlich Bestandteil, aber das Skifahren steht im Vordergrund.
Ist diese Strategie glaubwürdig?
Ja, weil wir
bisher immer Trends gesetzt haben und diese von unseren Gästen
aufgenommen wurden. Die Endverbraucher sind schlau und lassen sich nicht
irgend etwas aufschwätzen. Daran richten wir uns. Es geht um gelebte
Glaubwürdigkeit.
Wir haben alles unternommen, um aus den Corona-Erfahrungen zu lernen.
Apropos: Was hat sich seit dem Ausbruch von Covid-19 bei euch verändert?
Corona
hat uns geprägt. Wir standen mit unserer Marke am Anfang einer
weltweiten Gesundheitskrise, das war nicht ganz einfach. Mittlerweile
haben wir alles unternommen, aus diesen Erfahrungen zu lernen. Wir haben
beispielsweise die ganze Skisaison 2020/21 ausfallen lassen. Damit
haben wir gezeigt, dass wir Verantwortung übernehmen. Die neuen
Schutzkonzepte stehen. Jetzt sind wir bereit für den Neustart.
Was denkst du, kommt die Ischgl-Gemeinschaft zurück?
Unsere
Gäste bestehen zu 70 Prozent aus Fans. Für sie ist Ischgl mehr als
einfach nur eine Tourismus-Destination. Sie identifizieren sich mit uns.
Ich bin mir ganz sicher, dass wir einen guten Winter erleben werden.
Was spielen die Schweizer Gäste für eine Rolle?
Eine
grosse – fast jeder zehnte Gast ist ein Schweizer. Sie liegen uns am
Herzen und zu ihnen haben wir eine besonders enge Verbindung. Auch schon
deshalb, weil wir uns ein gemeinsames Skigebiet mit Samnaun teilen.
Du bist jetzt 18 Jahre dabei. Wie stellst du sicher, dass du dich immer wieder neu erfindest?
Ich
bin erstens wahnsinnig neugierig und an allen neuen Sachen
interessiert. Neugier ist das A und O. Und zweitens bin ich ein guter
Zuhörer. Es gibt hier viele neue Ideen von aktiven und motivierten
Menschen. Ich habe stets versucht, die Jungen ins Boot zu holen. Sie
inspirieren mich. Ich bin alles andere als ein Einzelkämpfer.
Welches sind deine Lieblingsdestinationen ausserhalb von Ischgl?
Santorini, Mykonos und Ibiza.
Für welche Destination würdest du eines Tages gerne arbeiten?
St. Moritz: Weil es eine der ältesten eingetragenen Tourismus-Marken ist. Das wäre eine grosse Challenge.
Letzte Frage
In welcher Schweizer Wintersport-Destination würdest du am liebsten Urlaub machen?
Da gibt’s natürlich ein paar: Zuoberst stehen Davos und Zermatt.