2 Meter Abstand

Der Rebell:
Danny Schneider 

Danny Schneider 2m Abstand

2m-abstand.ch: Hodenkrebs, Chemotherapie, Lymphknotenentfernung. Töffbauer Danny Schneider schaut trotz einigen harten Schicksalsschlägen und dem Corona-Virus positiv in die Zukunft. Für 2m-abstand.ch erzählt er, was ihm in letzter Zeit so alles wiederfahren ist – und was noch alles kommt.

Bad News
«Die Krise begann bei mir schon weit vor dem Ausbruch des Corona-Virus: Ich gehöre zur Risikogruppe, weil ich erst kürzlich meine Chemotherapie abschloss. Diagnose Hodenkrebs: 95 Prozent Heilungschancen. Ich musste trotzdem nochmals ran und habe es gut überstanden. Als dann das Corona-Virus kam, dachte ich zuerst, dass mich das nicht besonders betrifft. Zwei Ärztekollegen überzeugten mich aber ziemlich rasch vom Gegenteil… »

Good News
«Ich konsumiere schon seit Jahren keine News mehr. So gesehen sind all die Bad News für mich Good News – weil ich sie nicht mitbekomme. Nachdem ich realisierte, dass ich zur Hochrisikogruppe gehöre, packte ich meine Sachen und meine kleine Tochter Charlie und floh ins Haus meiner Eltern auf den Rossberg im Simmental. Kein Internet, kein fliessendes Wasser, kein Strom.»

Bad News
«Das Geschäft brach natürlich völlig ein. Kaum hatte ich Kraft nach der Chemo, musste ich wieder loslassen. Ich baue personalisierte Töffs – wirklich spezielle Geschichten, kein 08/15-Bullshit. Das Corona-Virus zerstörte meine Geschäftsstrategie. Und zwang mich zum abwarten.»

Mein Aufenthalt auf dem Rossberg war meine Rettung.

Danny Schneider 2m Abstand

Good News
«Ich machte den ganzen Tag nichts anderes als mit der Sonne aufstehen, ein bisschen Klimmzüge im Stall, mit Charlie zmörgele und rumtoben, die Umgebung zu Fuss auskundschaften, irgendetwas kochen und schlafen. Es war die geilste Zeit – das sagte auch meine Freundin Noëlle, die nach einer Woche mit meinen anderen beiden Kids zu uns zog.»

Bad News
«Am Anfang hielten sich 95 Prozent der Schweizer an die Vorgaben des Bundesrates und 5 Prozent ignorierten sie. Heute ist es leider schon wieder umgekehrt. Der Mensch vergisst schnell wieder. Wenn Herr Binggeli nach zwei Monaten endlich wieder ins Bauhaus darf, ist das verdammt nochmals ein Menschenrecht – denkt zumindest er... »

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Good News
«Meine Krebsbehandlung war für mein Umfeld fast schwieriger als für mich selbst. Meine Liebesten wussten teilweise nicht, wie sie damit umgehen sollten. Nach der Chemo wollte ich so rasch als möglich zurück ins normale Leben. Meine Freundin hätte mich am liebsten zuhause ans Bett gefesselt – ich aber wollte zeigen, dass ich wieder zurück bin. Ich arbeitete wie ein Gepickter, wollte einkaufen, waschen, ging mit meiner Tochter einkaufen und gönnte mir zu wenig Pause. Logisch war das zu viel für meinen Körper. Im Einkaufszentrum wäre ich fast zusammengebrochen. Das Gute daran: Ich liess mich trotz allem niemals unterkriegen – mein Heilungsverlauf ist der beste Beweis, was man alles mit einer gesunden Einstellung erreichen kann.»

Bad News
«Nach meiner Krebsdiagnose ging ich an die Öffentlichkeit und machte meine Krankheit publik. Damit konnte ich vielen Menschen helfen, die Ähnliches erlebten. Letzte Woche erfuhr ich, dass sich ein Lymphknoten im meinem Bauch vergrössert hatte. Der Tumormarker zeigte zwar nicht an, aber meine Ärzte rieten mir zur OP, damit der Knoten entfernt werden kann. Das Ganze ist ein Hochseilakt, aber wir sind in der Schweiz – hier bin ich am optimal aufgehoben und kann mich auf das Wissen der besten Ärzte verlassen. Morgen, am 12. Juni 2020 werde ich operiert, danach muss ich für sechs Wochen in die Reha. Angst habe ich keine. Es gibt keinen Plan B. Ich habe noch lange nicht abgeschlossen und freue mich danach auf eine unbeschwerte und hoffentlich gesunde Zeit.»

Good News
«In den letzten Wochen habe ich mit Freude festgestellt, dass die Menschen wieder viel mehr miteinander kommunizieren und einander dabei auch richtig zuhören. Kürzlich philosophierte ich mit einem älteren Ehepaar bei einem Spaziergang im Wald über eine Stunde über das Leben. Wenn wir wieder vermehrt miteinander reden, dann haben wir auch etwas Gutes aus dieser Krise mitgenommen.»

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Letzte Frage

Wie hast du die zwei letzten schweren Jahre gemeistert?

«Ich nenne dir ein Beispiel: Als ich erfuhr, dass ich nach der vermeintlichen Chemo Hodenkrebs habe, war ich zuerst am Boden zerstört. Über die Nebenwirkungen habe ich mich gar nicht erst informiert. Danach liess ich es einfach über mich ergehen. Als erstes liessen acht Liter Gift in meinen Körper laufen. Trotzdem habe ich während der ganzen Chemo nicht einmal gekotzt, was ich meinem fitten Körper, meiner positiven Einstellung sowie dem Support meiner Liebsten zu verdanken habe; meine Freundin Noëlle kam täglich mit meiner kleinen Tochter Charlie im Spital vorbei. Danach schwor mir: Das überlebst du. Die Chemo war für zwölf Wochen geplant; nach neun Wochen war die Sache für mich erledigt und ich war raus.»