Der Anpacker: Wiget Michael
2m-abstand.ch: Michael Wiget - oder besser gesagt Wiget Michael – machte sich grosse Hoffnung für die Schwingsaison 2020. Schliesslich holte der 21- Jährige nach drei Jahren mit Verletzungen letztes Jahr nicht weniger als acht Kränze, wurde zum Eidgenoss und schaffte es am Eidgenössischen in die Top Ten. Doch dann wurde der aufstrebende Berner Schwinger vom Corona-Virus gebremst.
Die Urzeit
Ganze drei Jahre war Wiget Michael verletzt: Schulter, Ellbogen, Knie – nicht auszudenken, was Michu hätte erreichen können, wäre er stets gesund geblieben. «Das darf man sich nicht überlegen sondern muss es sofort vergessen. Im Spitzensport muss man immer nach vorne schauen», weiss Michu nur zu genau. Seine Einstellung machte sich denn auch bezahlt.
Die Vorzeit
2019 wurde zu einem Wiget-Jahr. Nicht weniger als acht Kränze holte er. Dazu gewann er zwei Schwingfeste und bewegte sich das ganze Jahr auf hohem Niveau. Am ESAF (Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest) wurde er zum Eidgenoss und beendete die Saison in den Top 10 der Jahreswertung. «2019 war ein sehr gutes Jahr für mich», bilanziert der Wünnewiler. Kein Wunder, machte er sich grosse Hoffnungen auf das Jahr der Bestätigung.
Die Unzeit
Doch dann kam Corona. «Es war schon sehr speziell, von heute auf morgen nicht mehr schwingen zu können. Es fühlte sich an wie eine Verletzung, obwohl ich topfit und gesund war.» Doch auch diesen Rückschlag steckte Michu einfach weg – und konzentrierte sich auf sein Jura-Studium. «Ich hatte plötzlich viel Zeit zum Lernen und nutzte diese auch. Und natürlich hielt ich mich zudem körperlich fit.» Michu schnappte sich sein Velo, ging Jogging und liess dabei nochmals die letzte Saison Revue gedanklich passieren.
Die Auszeit
Die Corona-Zeit hat bei Michu wie bei allen Menschen Spuren hinterlassen – auch positive. «Ich verbrachte viel Zeit mit meiner Familie, konnte viele Dinge regeln und begegnete Menschen, mit denen ich mich schon lange treffen wollte.» Der Eidgenosse weiss, dass man gewisse Dinge einfach nicht beeinflussen kann – statt zu jammern freut er sich, dass er jetzt endlich wieder im Schwingkeller trainieren darf. Und natürlich schaut er gespannt auf die nächste Saison. Doch im Oktober rückt er vorerst in die Sportler-RS nach Magglingen ein. Und im Januar 2021 folgen auch schon die nächsten Prüfungen fürs Jura-Studium. «Langweilig wird’s mir bestimmt nicht und das ist gut so. So bleibe ich in allen Bereichen fokussiert und kann so meine Ziele besser angehen.»
Die Bedenkzeit
Wie bereits erwähnt: Schwingen ist zwar seine grosse Leidenschaft, aber Michu hat auch noch ganz andere Pläne. Neben seinem Jura-Studium interessiert er sich auch für Politik. «Ich habe in meiner Maturarbeit das Thema Asylpolitik in der Schweiz ausgewählt. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, eines Tages in die Politik einzusteigen. Weil ich mitbestimmen will. Und weil ich denke, dass ich etwas zu sagen habe und meiner Meinung nach ein objektiver Mensch bin.»
Die Gedankenzeit
In der Zeit, als sich Michu immer wieder von neuem verletzte, begann er mit seinem Mentaltraining. «Hier kann man einiges herausholen. Ich habe dabei sehr viel gelernt und fürs Leben mitgenommen. So doof es heute tönt; die Verletzungen hatten auch ihre guten Seiten. Ich habe einiges daraus gelernt. Trotzdem hoffe ich, dass ich ab sofort davon verschont bleibe…», schmunzelt der Berner Schwinger.
Letzte Frage
Wieso hast du den Schwingsport ausgewählt?
«Bei uns im Dorf wohnten praktisch nur Fussballbegeisterte und wenn du dich nicht für Fussball interessiert hast, warst du ein Aussenseiter. Doch ich setzte meine Energie und meinen Tatendrang von Anfang an fürs Schwingen ein. Schon mein Urgrossvater war Schwinger und holte ein paar Kränze. Mir gefällt der Zusammenhalt, der Teamgedanke, das Traditionelle. Schwingen ist auch eine Lebensschule. Hier lernst du, was Respekt heisst, hier entstehen wahre Freundschaften und hier spiegelt sich das wahre Leben.»