Der Brüller:
Olli Gimber
2m-abstand: Kein Lachen in ganz Deutschland ist bekannter als das Frohlocken von Olli Gimber: Er erzählt Witze aus seinem Auto und lädt sie in den Sozialen Medien hoch. Seit vier Jahren erzählt er sie auch auf den Bühnen Deutschlands, der Schweiz und Österreichs. Aber eigentlich ist der Olli auch der Maler- und Lackiermeister aus Pforzheim. Eine Spurensuche.
Der Witz-Olli
Noch Ende Februar absolvierte Olli mit seinem Format «Witz vom Olli» (witzvomolli.de) Auftritte von der Pfalz bis zum Schwarzwald. Ausverkaufte Shows, Bombenstimmung, Olli in Hochform. Noch ahnte niemand der 700 Fans, dass diese Shows zu den letzten für eine lange Zeit gehören würden. Schon eine Woche später in Freudenstadt blieben die ersten Plätze leer. Und am nächsten Tag war alles vorbei. Shutdown. Danke Corona-Virus – willkommen zu 2 Meter Abstand.
Der Maler-Olli
Der Olli hat schon einiges erlebt. Er stürzte vom Gerüst, wurde von einem Auto überfahren, doch richtig ausgebremst hat’s ihn vor zehn Jahren. Burnout, Depression, Ende Feuer. «Ich wollte zu viel. Ich hatte 60 Leute in meinem Maler- und Lackierer-Betrieb, mehrere Autos und zu viel nutzlosen Luxus. Da fiel ich ein tiefes Loch – und bin wieder aufgestanden», analysiert Olli heute.
Der Witz-Olli
Wie weiter in der Corona-Krise? Alle Auftritte bis auf Weiteres wurden abgesagt. Keine Bühne mehr, alle Shows ausgebremst. «Anfangs war ich verärgert, merkte aber rasch, dass es um viel mehr geht, nämlich um die Gesundheit von Menschen. Und da gibt es keine Kompromisse», weiss der Comedian. Olli hat sich mittlerweile engagiert. Er liefert seine Witze frei Haus über die Social-Media-Kanäle. «Ich möchte meine Leute bei Stange halten – dann kommen sie bestimmt auch wieder zu meinen Shows», zeigt er sich überzeugt. 500 Prozent mehr Zugriffe auf Facebook seit dem Ausbruch von Corona sprechen für sich.
Der Maler-Olli
Nicht zu vergessen: Olli ist in erster Linie immer noch Maler- und Lackiermeister. Sein Betrieb Gimber Optimaler in Pforzheim führt er in dritter Generation. «Wir haben jetzt sogar deutlich mehr zu tun als vor der Corona-Krise. Dazu kommt der ganze administrative Krimskrams, Terminverschiebungen usw.» Es ist gerade einiges in Bewegung. Aber am Wochenende hat Olli glücklicherweise auch mal Zeit für seine Liebsten. Und zum Nachdenken.
Der Witz-Olli
Wir fragen extra mit 2 Meter Abstand: Olli, darf man denn jetzt schon Corona-Witze erzählen? «Das ist ein heikles Thema – gleichzustellen mit rassistisch angehauchten Witzen. Ich halte mich generell zurück; richtige Corona-Witze erzähle ich keine. Richtig gerecht werden kann man sowieso nie allen.» Was ihn besonders auszeichnet: Olli schliesst trotz über 500 000 Mio. Video-Clicks keine Werbeverträge ab – auch sind seine Social Media-Kanäle hat er niemals monetarisiert. «Ich verdiene damit keinen roten Cent. Und ich brauche auch keine Unterstützung von Brillen-, Auto- oder Kleidungsfirmen. Dafür nehme ich mir die totale Freiheit, komplett unabhängig zu bleiben. Das ist etwas Unbezahlbares.»
Der Maler-Olli
Darauf schwört er: Olli Gimber bleibt Olli Gimber von damals. Ein netter Zeitgenosse, der sich stets Zeit nimmt für einen Schwatz mit der Tankstellen-Verkäuferin, der Apothekerin, dem Bäckermeister oder seinen Kollegen auf der Baustelle. «Ich bin ein ganz normaler Bursche und das werde ich immer bleiben», schwört sich der Maler- und Lackiermeister. «Mein beruflicher Alltag sorgt dafür, dass ich niemals die Bodenhaftung verlieren werde. Ich will ja auch nicht, dass die Leute anders mit mir umgehen, nur weil ich auf der Bühne auftrete und schon mehrmals im Fernsehen war.» Thema beendet.
Der Witz-Olli
Apropos Bodenhaftung: Vor jeder seiner Shows läuft Olli eine ganze Stunde durch sein Publikum und nimmt sich Zeit für seine Fans. Besonders die zahlreichen Krankengeschichten rühren ihn zutiefst. «Wenn mir Leute erzählen, wie sie trotz schwerer Krankheit oder Schicksalsschlägen dank mir ihren Humor nicht verloren haben, dann bin ich einfach nur glücklich. Kürzlich schrieb mir ein Schweizer, der gerade einen Hirntumor operieren musste, ob ich ihm nicht einen persönlichen Witz erzähle könne. Ich rief ihn am selben Tag an. Am Nachmittag erwachte er aus der Narkose und schickte mir eine Nachricht, es sei alles gut gegangen. Solche Erlebnisse sind mit nichts zu toppen.»
Der Maler-Olli
Olli, der Gewerbetreibende. Was ihn in diesen Tagen besonders beschäftigt ist die soziale Gerechtigkeit. «Warum verdient ein Reifenmonteur bei Porsche 5000 Euro pro Monat, während eine Krankenschwester, die Menschenleben rettet, bloss 3200 Euro verdient und erst noch wöchentlich 10 bis 15 Stunden mehr arbeitet? Wir müssen uns Gedanken machen, wie die Pflegeberufe aufgewertet werden können – besonders in diesen Zeiten.»
Letzte Frage
Was jetzt?
«Ganz ehrlich – ich glaube, das wird nichts mehr im 2020 mit Auftritten. Mein Team und ich planen schon fürs 2021. Und was ich noch sagen wollte: Im Herbst werde ich zum zweiten Mal Vater – letzte Woche habe ich gerade das erste Ultraschallbild gesehen. Wahnsinn…»