Der Einheizer:
Fabian Plüss
2m-abstand.ch: Influencerinnen und Influencer hatten in der Schweiz in der Vergangenheit nicht immer nur einen leichten Stand, sie wurden oft auch belächelt. Das änderte sich spätestens, als der Bundesrat den neuen Kommunikationskanal auf Grund der Corona-Krise und der BAG-Kampagne für sich entdeckte und bespielte – und hierfür unter anderem Fabian Plüss und seine Agentur und Plattform Kingfluencers ins Boot holte. Wir stellten gängige Behauptungen auf – Influencer-Profi Fabian nahm dazu Stellung.
Influencer spielen bei wichtigen Kampagnen keine Rolle.
«Das Gegenteil ist der Fall. Zum ersten Mal in der Schweiz setzte der Bundesrat die Influencer-Gemeinde als adäquates und auch «systemrelevantes» Kommunikationsmittel ein. Die Kommunikation Agentur vom BAG mit dem Frontmann Alain Berset fragte uns im März an, ob wir bei der nationalen BAG-Kampagne mitmachen wollten – und wurde über Nacht selbst zum Influencer: Berset’s Instagram-Feed wuchs von 15 000 auf 75 000 Follower. Die aktuellen Auswertungen zeigen, dass Social Media das am drittmeisten genutzte Medium während der Krise ist. Mittlerweile haben wir bewiesen, dass wir helfen können, sowohl die junge Zielpublikum zu erreichen, wie auch über die junge Zielgruppe die ältere Generation abzuholen.»
Influencer Marketing ist eher etwas für Eintagsfliegen-Stories.
«Tatsache ist: Wir konnten mit der BAG-Kampagne über 250 so genannte Helpfluencer gewinnen, die auch in Zukunft mit von der Partie sein werden, wenn es darum geht, wichtige Botschaften des Bundes zu verbreiten, über besondere Ereignisse zu berichten und Hilfsaktionen zu starten.». Wir erreichten über diese Influencer weit über 1Mio. Reach, also Unique Kontakte.
Influencer Marketing geniesst zu wenig Kredibilität
«Auch das stimmt nicht. Es gibt in der Schweiz zahlreiche Influencer, die über umfangreiches Wissen in einem oder mehreren Themenfeldern aufweisen und gleichzeitig über eine eigene, vertrauenswürdige Community verfügen – beispielsweise in den Bereichen Sport, Reisen, Lifestyle, Ernährung und Bewegung etc. Das sind alles Meinungsmacher, die bereits über eine beachtliche Community verfügen und seit längerem ihre Social-Media-Kanäle erfolgreich bespielen.»
Influencer Agenturen braucht es nicht
«Unser Erfolgsrezept ist der beste Gegenbeweis. Wir haben klare Vorgaben, wie wir potenzielle Influencer beurteilen. In erster Linie muss jemand glaubwürdig sein und das Level der soziodemografischen Follower muss stimmen. Wir suchen für unsere Kunden aus 1800 Influencern die passenden heraus und bieten ihnen Gagen, die sie entweder an- oder ablehnen. Schlussendlich wird jede Kampagne genau getrackt und die Resultate mit einem Reporting gemessen. Der Kunde hat ausserdem die Möglichkeit, seine eigene Kampagne live zu verfolgen.»
Wir unterziehen alle Influencer einem Qualitätscheck.
Influencer kann jeder werden
«Grundsätzlich richtig – aber die Kriterien sind hart. Wir unterziehen alle influencer einem Qualitätscheck. Jeder Meinungsmacher muss seine eigene Rolle ausfüllen. Wir schauen natürlich, welche Geschichten er oder sie erzählt. Gewisse Bikini-Models oder Bachelor-Kandidaten sind für uns weder interessant noch relevant. Wir nehmen ausserdem die Community-Daten unter die Lupe, schauen den Gender-Split und die Altersgruppe an und prüfen die Qualität der Follower. Wenn bei jemandem 60 Prozent der Follower aus Mexiko stammen, ist er für uns nicht glaubwürdig, weil er sie höchstwahrscheinlich billig eingekauft hat.»
Influencer sind unfähig und faul
«Im Gegenteil. Wer sich eine eigene und glaubwürdige Community erschaffen will, muss hart daran arbeiten. Sportler, Musiker oder Moderatoren starten zwar mit einem Bonus, weil man sie kennt, aber sie müssen trotzdem in ihrem Bereich ausserordentlich gut sein, Trends erkennen und spannende Inhalte verpacken. Der Markt ist sehr schnelllebig, gerade zum Beispiel die Lifestyle-Influencer produzieren teilweise zwei bis drei Stories pro Tag – das ist extrem aufwändig. Und die Konkurrenz ist riesengross.»
Letzte Frage
Was ist deine grösste Herausforderung?
«Ich muss für meine Klienten die höchste Qualität gewährleisten können. Jeder Influencer hat seine eigene Bild- und Textsprache – diese gilt es für jeden Kunden und jedes Produkt anzupassen, ohne an Authentizität einzubüssen. Das ist unsere grösste Challenge.»