Der Erbauende:
Bernhard Aebi
2m-abstand.ch: Bernhard Aebi hatte schon seit immer einen Plan im Kopf – kein Wunder, wurde er Architekt. Zusammen mit Pascal Vincent baute er eines der bedeutendsten Architektenbüros der Schweiz auf. Die Begegnung mit einem Visionär.
Bernhard Aebi ist ein Ästhet mit Understatement. Niemals würde er sich in Szene setzen wollen. Er hat architektonische Meisterleistungen erbracht, doch er gibt sich lieber demütig und zurückhaltend. Er war an grossen Bauten und wichtigen Projekten beteiligt aber spricht ebenso mit Begeisterung von den kleinen, feinen Entwicklungen. Er ist gibt sich eher unauffällig, aber wenn man ihm gegenübersitzt, sticht er hervor.
Nicht abzuheben musste er nicht lernen; für ihn gab es schlicht niemals einen Grund dafür. Kaum hat er etwas erreicht, kommt das Nächste. Ihm fehlt die Zeit, um zu viel über Ruhm und Ehre nachzudenken. Er ist neugierig, skizziert sofort, wenn ihm etwas auffällt. Aebi befindet sich so in einem ständigen Lernprozess – sich zu verlieren erlaubt Umwege mit neuen Erkenntnissen.
Aebi ist ein Perpetum Mobile. Ein Getriebener, der selber antreibt. Er brauche keine Kompensationsfreizeit, meint er gelassen. Was er damit meint: Viele Menschen leben, um das in der Freizeit zu kompensieren, was sie sich bei der Arbeit nicht gönnen. Er nimmt sich Privileg zu entscheiden, was ihm Freude macht. Und was nicht. Und er ist überzeugt: Die Energie, die er gibt, kommt zurück. So einfach ist das.
Bernhard Aebi hat zwar das Tech in Burgdorf absolviert, sieht sich selber aber in erster Linie als Autodidakt. Wenn er sich an seine Anfangszeiten als Student zurückerinnert, dann vor allem an seine Erkenntnis, dass er hier nichts lernt. Er hasste es, jemandem zuzuhören, um zu erfahren, wie man etwas macht. Man lerne nur aus einen eigenen Erfahrungen und dies mit möglichst vielfältigen Themen, glaubt er. Heute gebe es keinen klassisch-prägenden Stil mehr, ist Aebi überzeugt. Wichtig sei alles, was einem persönlich weiterbringe. Bernhard Aebi und sein Partner Pascal Vincent sehen sich denn auch viel mehr als Entwickler denn als Entwerfer.
Aebi & Vincent sind erfolgreich. Ihre Spezialität ist es, dass sie keine Spezialität haben. Bis vor fünf Jahren gewannen sie 90 Prozent ihrer Aufträge mit Wettbewerben. In letzter Zeit kommen immer mehr Direktaufträge dazu. Aebi weiss: Das Gleichgewicht ist entscheidend. Aebi und Vincents Plan war, keinen Plan zu haben. Am Anfang setzten sie sich zum Ziel, dass man ihren Namen innert fünf Jahren in der ganzen Schweiz kennt. Später verschoben die das Ganze um weitere fünf Jahre. Heute gehören sie zu den führenden Architekten der Schweiz. Nicht weil sie mittlerweile über 100 Leute beschäftigen, sondern auf Grund ihres Schaffens. Das Interesse an den Arbeiten in der Öffentlichkeit sei stark angestiegen, weiss Aebi.
An den Wettbewerben schätzt er, dass man sich mit neuen Themen auseinandersetzen kann. Dass man dazulernt. Wie zum Beispiel beim Projekt für eine Bibliothek. Hier geht es nicht nur um Volumen, sondern um das Potenzial der Emotionen einer analogen Institution in einer digitalen Welt. Aebi ist (natürlich) in beiden Welten zuhause. Aber er weiss auch: Wenn wir das Analoge verlieren, sind wir tot.
Die Corona-Pandemie hatte auf Aebi und seine Crew keine grossen Auswirkungen. Er versucht, dem Virus gar etwas Positives abzugewinnen, indem er es gut findet, dass man beispielsweise gewisse Dinge hinterfragt. Dass die Gesamtgeschwindigkeit ein bisschen abgenommen hat. Er schätzt, dass Vernunft und Respekt eher zugenommen haben. Dass weniger Sitzungen stattfinden. Und dass viele Mitarbeitende nach anfänglichen Unsicherheiten zu ihrer eigenen Ruhe gefunden haben.
Bernhard Aebi schaut auf die Uhr. Der Masterplan Naters muss weiterentwickelt werden – der Umbau eines ganzen Dorfs mit neuen Erschliessungen und Achsen, neuen Freiräumen und Baubereichen, Hochpunkten und Akzenten. Im Kopf ist alles bereits entwickelt. Jetzt folgen die Taten.
Letzte Frage
Was liegt dir in Bezug auf dein Schaffen noch besonders am Herzen?
«Vor fünf Jahren hätte ich gesagt: ein Hochhaus in New York. Heute bin ich mir nicht mehr sicher ob das so ist. Ich weiss nur, dass ich meine Hingabe behalten möchte. Die Passion, mich an verschiedensten und auch kleinsten Projekten zu engagieren. Zum Beispiel die kleine Asino Bar am Casinoplatz; nur 23 Quadratmeter gross, selbstverständlich eingefügt und mit sehr viel Herzblut erschafft.»