Der Ferienmesser: Cäsar Bolliger
2m-abstand.ch: Die Schweizer Reisebranche kriselt. Doch anstatt zu jammern, erfand sich der Aargauer Cäsar Bolliger lieber neu und lancierte ganz nach dem Motto «Land in Sicht» eine virtuelle Ferienmesse. Abheben kann man vom 22. – 25. April 2021 hier: virtuelle-ferienmesse.ch
Cäsar, wie sind dir die letzten 12 Monate in Erinnerung geblieben?
«Ich habe mich gerade neu erfunden: Ich kündigte nach fünf Jahren bei Knecht Reisen und plante eine grosse Reise. Daraus wurde natürlich nichts, also machte ich aus der Not eine Tugend und stellte mich neu auf. Ich machte mich selbständig und wurde Projektleiter für Videoberatung und virtuelle Events für ein paar Reiseanbieter. Und schliesslich realisierte ich meine Idee mit der virtuellen Ferienmesse.»
Auf eine solche Idee muss man zuerst einmal kommen…
«Durchaus, aber nachdem letzten Herbst alle physischen Ferienmessen abgesagt wurden, lag das auf der Hand. Die letzten Monate waren ziemlich intensiv. Doch manchmal muss man eben mutig sein, auch wenn ich mit der Durchführung der virtuellen Ferienmesse ein grosses finanzielles Risiko eingehe. Ich bin aber überzeugt von unserem Konzept – meine Partner sind es zum Glück auch.»
Hand aufs Herz: Wird wieder mal alles so, wie es früher war?
«Ich denke schon. Der Mensch vergisst schnell und Krisen gab es schon immer. Wir gingen in den vergangenen 50 Jahre quasi ohne gröbere Probleme durchs Leben. Dass eines Tages wieder etwas passieren würde, lag schon fast auf der Hand. Aber ich bin optimistisch, wir werden uns schon bald wieder die Hände schütteln und uns Geschichten über diese verrückte Zeit erzählen, als wir mit Abstand und Masken durchs Leben gingen.»
Wie bist du in den vergangenen Monaten über die Runden gekommen?
«Neben meiner bereits erwähnten Projektleiteraufgabe erhielt ich einen Job bei einer Kreuzlinger Werbeagentur. Auch hier geniesse ich die volle Unterstützung für mein Projekt.»
Welche Hindernisse musstest du alles überwinden?
«Das Interesse war von Anfang an sehr gross – ich hatte bereits nach wenigen Tagen über 30 Anfragen. Die ganzen technischen Abläufe waren sicherlich nicht einfach zu handhaben aber jetzt läuft alles perfekt. Jetzt müssen nur noch die Anmeldungen kommen.»
Behältst du das Format bei, wenn alles gut über die Bühne geht?
«Wenn es ein Erfolg wird, ziehe ich eine Fortsetzung in Betracht. Ein Bedarf scheint da zu sein. Reisen planen von zuhause aus war ja schon vor der Pandemie ein Thema. Jetzt erhalten die Interessenten ein gebündeltes Angebot. Und wer weiss, was sich sonst noch alles daraus ergibt? Stichwort Golfferienmesse, Kreuzfahrtenmesse usw...»
Was muss die Tourismusbranche unternehmen, damit sie überlebt?
«Sie muss sich öffnen, mit der Zeit gehen und dort sein, wo sich die Kunden bewegen. Corona hat ja auch gezeigt, dass man seine Reisen manchmal besser nicht im Internet bucht. Viele haben Geld verloren, das sie mit einer Buchung bei einem verlässlichen Partner nicht verloren hätten.»
Letzte Frage
Was unternimmst du, wenn die Pandemie vorbei ist?
«Ich werde meine vor einem Jahr geplante Reise nachholen. Wohin es mich zieht, ist noch offen und nicht wichtig. Ich möchte einfach irgendwo länger abtauchen und mit den Einheimischen in den Alltag eintauchen.»