2 Meter Abstand

Der Getriebene:
Zlatko Perica

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Wenn man mit einem Menschen dieser Erde kein Stillhalte-Abkommen unterschreiben kann, dann mit Slädu. Der Selfmademan und Musiker ist ein Energiebündel und kaum zu stoppen – auch in schwierigen Zeiten wie eben diesen. Oder erst recht jetzt.

Er ist gerade schwer zu erreichen. Slädu, der Musiker, Restaurant-Teilhaber und Event-Unternehmer. Ein Mann mit Beschäftigungen, mit denen man es zurzeit wahrhaftig nicht gerade einfach hat. Die Beizen sind zu, die Events abgesagt, die Musiker wurden von den Bühnen geholt.

Trotzdem oder gerade deshalb. Slädu steckt den Kopf sicher nicht in den Sand. «Ich bin zurzeit gefühlte 20 Stunden am Telefon. Wir müssen alles umdisponieren und gleichzeitig neue Ideen liefern und uns anderweitig entwickeln. In erster Linie kümmere ich mich aber um das Wohl meiner Mitarbeitenden.» Der Draht glüht also: Seine Energie ist sogar über die Telefonleitung spürbar. Es gehe ihm hervorragend, versichert er glaubhaft. Jammern ist nicht sein Ding. Im Gegenteil. «Es geht in diesen Zeiten allen gleich.»

Slädu münzt alles Negative ins Positive. Er lässt das Schlechte schlicht nicht zu. Er packt Neues an, arbeitet noch härter als vorher und lässt sich rundherum inspirieren. «Ich arbeite viel fokussierter und effizienter als zuvor. Abends bin ich zwar hundemüde, aber glücklich. Wider den Stillstand arbeitet er mit seinem Team bereits an neuen Konzepten. «Wir hatten noch nie eine Berührung mit einer solchen Situation. Jetzt müssen wir uns halt in gewisser Weise neu erfinden. Mein Motor ist jedenfalls gut geölt. Und die Tankreserven sind voll.»

Doch was heisst das konkret in Bezug auf die Events und das Restaurant? Mit dem Lockdown sind Slädu und Co. schliesslich die Hände gebunden. «Wir überlegen uns gerade, wie wir auf die Leute zugehen wollen. Weniger mit einem Take-Away-Service, sondern vielmehr mit personalisierten Dienstleistungen. Wir haben uns in den letzten Jahren eine fantastische Stammkundschaft aufgebaut – gemeinsam mit ihnen und für sie werden wir etwas auf die Beine stellen.»

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Slädu an der Gitarre

Auch was die Musik angeht hat der Gitarrist bereits Pläne. Er wird sich Zeit nehmen, sich im Proberaum zu verschanzen und all die Inspirationen und neuen Erkenntnisse in seinen Sound einfliessen zu lassen. «Ich kann alles vorbereiten und vielleicht kommt der musikalische Erguss erst in einem halben Jahr raus, wer weiss das schon. Tatsache aber ist, dass es eine gute Zeit ist, um sich künstlerisch zu entfalten.»

Ein weiterer positiver Aspekt hat Slädu im Umgang mit seinen Mitarbeitenden festgestellt. «Jetzt sind wir vermehrt gezwungen, uns miteinander auseinanderzusetzen. Und plötzlich merkt man, dass man einen speziellen Bezug zu jemanden hat, von dem man es nicht erwartet hätte. Die Menschen checken, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Wer in der Vergangenheit gut und positiv mit seinen Mitarbeitenden und Mitmenschen umgegangen ist, der erhält jetzt etwas zurück. Das merke sich sowohl bei mir selbst, als auch in meinem Umfeld.»

Slädu kann sich gut vorstellen, dass man sich in Zukunft anders begegnen wird. «Vielleicht werden wir uns wie in China und Japan vermehrt verbeugen anstatt dass wir uns die Hände schütteln oder einander bei jeder Gelegenheit um den Hals fallen. Menschen, die krank sind, ziehen dann ganz selbstverständlich eine Maske oder Handschuhe an. Und bei Konzerten hält man plötzlich Abstand – es müssen ja nicht gleich zwei Meter sein.» Er geht davon aus, dass es nach der Beendigung der Krise zwar in einem ähnlichen Rahmen weitergeht, die Menschen aber vermehrt Rücksicht aufeinander nehmen. Vor allem wünscht er sich das.

Letzte Frage

Wie bist du mit der Reaktion des Staates zufrieden?

«Ich bin begeistert, welche Hilfspakete da geschnürt werden und wie die KMUs und das Gewerbe unkompliziert und rasch unterstützt werden. Das ist einzigartig und grandios. Das gibt’s nur in der Schweiz. Und dafür bin ich einfach nur dankbar.»