Das Kämpferherz: Stelios Sterkoudis

2mabstand: Ein Aargauer Modeunternehmer sitzt auf 21 000 Stofffetzen im Wert von 1 Mio. Schweizer Franken – ist das der Dank für 40 Jahre Kampf, Krampf und Aufrichtigkeit, fragt sich Stelios Sterkoudis und verflucht die Corona-Krise, den Bundesrat und das Schicksal. Eine persönliche Abrechnung in 432 Worten.
Der Bundesrat
«Ich bin zutiefst enttäuscht vom Bundesrat. Unsere Regierung stützt sich auf einseitige Informationen und unternimmt Massnahmen, die ich für komplett falsch halte. Wieso hat man beispielsweise nicht den Mut, den Online-Handel aus dem Ausland zu unterbinden und damit das Schweizer Gewerbe zu schützen?»
Die Medien
«Logisch, jede/r Tote/r tut weh. Fakt ist aber auch, dass es jährlich immer noch klar mehr Grippe-Opfer gibt. Hauptsache, die Medien haben wieder mal eine tolle Geschichte und können Hysterie und Angst verbreiten. Ich nehme nur noch Negativität wahr – das ist einfach nur schädlich.»
Die Unternehmer
«Ich bin seit 40 Jahren selbständig, habe mir etwas aufgebaut und möchte nicht, dass das zerstört wird. Wir müssen aufpassen, dass wir Unternehmer in der Schweizer nicht die Geprellten sind. Ich weiss, was Solidarität bedeutet. Ich habe damals mit 2500 Stutz angefangen, nie einen Kredit gebraucht und bin der erste, der mit seinem Lohn runtergeht, damit ich meinen Angestellten ihr Gehalt garantieren kann. Und ich habe meinen Erfolg immer mit meinem Team geteilt. Jetzt sitze ich auf 21 000 Scotch & Soda Stoffteilen im Wert von 1 Mio. Schweizer Franken, die im März ausgeliefert worden wären und durch die Boutiquen aus der ganzen Schweiz bestellt wurden. Zurzeit bin ich mit den holländischen Produzenten in Verhandlung, damit wir eine für alle Seiten einvernehmliche Lösung finden.

Der Verteilschlüssel
«Seit ich denken und handeln kann, glaube ich immer nur an das Gute. Ich stehe zu 100 Prozent vor und hinter meinem Team. Ich habe jeden roten Gewinnrappen mit meinem Mitarbeitenden geteilt. Jetzt habe ich Angst, dass ich sie entlassen muss. Ich bin total enttäuscht und wütend. Dabei könnte man statt die UBS vor einigen Jahren und jetzt die Swiss auch mal die Kleinen retten, oder nicht?!»
Der Textilfachhandel
«Von unserer Branche redet niemand. Dabei werden wir in dieser Krise wohl die Hälfte aller Boutiquen verlieren. Jeder dritte Laden ist ein Kleiderladen. Und niemand nimmt Kenntnis davon. Das frustriert mich.»

Griechenland
«Was hat man in den letzten Jahren
nicht überall gelästert über die Griechen. In meinem Heimatland haben
sich bisher aber nur wenige Menschen mit dem Corona-Virus infiziert;
weil die Regierung früh dafür sorgte, dass die Rentner nicht mehr aus
dem Haus dürfen. Menschen mit Symptomen wurden automatisch in eine
14-tägige Quarantäne gesteckt. Ich schaue jeden Morgen griechisches
Fernsehen und bewundere meine Landsleute, wie sie das Virus unter
Kontrolle haben.»
Der Nachbrand
«Eines sage ich schon hier und
jetzt: Wenn es keine Lösung für mein Problem gibt, fahre ich nach
Bern und zünde meine 21 000 Stoffteile auf dem Bundesplatz an und
verbrenne sie.»
Letzte Frage
Was sind die drei wichtigsten Maximen in deinem Leben?
- «Erfolg heisst, Menschen glücklich zu machen.»
- «Man muss immer aus dem Bauch heraus entscheiden.»
- «Wir haben die Verantwortung, die Menschen zu beschäftigen.»