Der Nutzniesser:
Roland Brack
2m-abstand.ch: Das Gegenteil von Kurzarbeit heisst brack.ch – der Online-Händler aus dem aargauischen Mägenwil produziert zurzeit gerade das Zweieinhalbfache seiner normalen Kapazitäten. Inhaber Roland Brack erzählt, wie er zum unfreiwilligen Begünstigten der Corana-Krise wurde.
Roland macht sich schlau
Schon im Januar verfolgte der Gründer und Inhaber von Brack.ch die internationalen Entwicklungen rund um das Corona-Virus. «Wir importieren viele Elektronikprodukte aus China. Als die Lieferkette unterbrochen wurde, wusste ich: Das wird eine ernste Angelegenheit.» Normalerweise ist Brack der pure Optimist, jetzt wurde er gezwungenermassen zum Realist. «50 Mio. Menschen in Quarantäne – da mussten wir sofort reagieren.» Brack und sein Team beschlossen, das Lager hochzufahren, holten zusätzliche Arbeitsbewilligungen rein und machten sich in jeder Beziehung für die kommende Zeit fit.
«Im Bereich Logistik verdoppelten wir den Personalbestand von 200 auf 400 Personen.»
Roland legt Hand an
Letzten Sonntag im
luzernischen Willisau. Roland Brack arbeitet mit einigen seiner
Mitarbeitenden in der hauseigenen Logistik-Abteilung, verpackt Waren und
legt die Pakete für den Versand bereit. Mehr als zweieinhalb so viele
Artikel wie normal werden zurzeit von den über 500 000 Kunden
schweizweit bestellt. «Wir haben unseren Betrieb von einschichtig
während fünf Tagen zu zweieinhalb Schichten an sechs bis sieben Tagen
hochgefahren. Das war eine riesengrosse organisatorische
Herausforderung. Im Bereich Logistik mussten wir den Personalbestand von
200 auf 400 Personen verdoppeln.» Was Brack freut ist, dass alle
Mitarbeitenden am selben Strang ziehen. «Sie packen mit an – niemand ist
sich zu schade, in einem anderen Bereich auszuhelfen. Das berührt und
macht mich glücklich.»
Roland live on Screen
Als Betrieb, der mit dem Vertrieb von elektronischen Artikeln gross wurde, kennen sich Brack und seine Fachleute bestens mit dieser Materie aus und waren dementsprechend gut auf die Umstellungen nach dem Lockdown vorbereitet. «Unsere Spezialisten der IT Abteilung konnten die Homeoffice-Infrastruktur in Rekordzeit hochfahren – jetzt nutzen wir vor allem die Video-Konferenzen für unseren Austausch. Manchmal wundere ich mich, wie wir noch vor kurzem stundenlang im Stau standen, um einem physischen Meeting beizuwohnen.» Und trotzdem: Der persönliche Kontakt ist Roland Brack extrem wichtig – besonders auch in diesen Zeiten. Seinen Lunch, den er regelmässig mit allen neuen Mitarbeitenden durchführt, geht halt zurzeit per Video-Konferenz über die Bühne. «Das ist gewöhnungsbedürftig, aber ich sage allen, dass ich mich freue, sie schon bald persönlich kennenzulernen.»
«Es ist ein komisches Gefühl, Nutzniesser dieser Krise zu sein.»
Roland schätzt sich glücklich
Logisch, der
Online-Handel boomt. Roland Brack fühlt sich denn auch nicht ganz wohl
in der Haut, weil er und sein Unternehmen Rekordumsätze schreibt,
während andere KMUs ums Überleben kämpfen. «Es ist ein komisches Gefühl,
Nutzniesser dieser Krise zu sein. Aber wir sind uns bewusst, dass es
reines Glück ist und wir nichts besser gemacht haben als die anderen»,
analysiert der Unternehmer. So versucht Brack mitzuhelfen, die
Versorgung von lebenswichtigen Gütern wie Desinfektionsmitteln oder
Schutzmasken aufrecht zu erhalten. «Teilweise haben wir gewisse Artikel
nur noch direkt an Spitäler verkauft – diese Zeit ist glücklicherweise
mittlerweile vorbei.»
Roland denkt voraus
Brack.ch-Rekordumsatz in
Ehren – für die Schweizer Wirtschaft sieht es zurzeit nicht gerade rosig
aus. «Ich erwarte leider eine schwere Rezession – und die wird früher
oder später auch uns in der einen oder anderen Form treffen», ist sich
Roland Brack bewusst. Er denkt aber auch, dass ein späterer Einbruch
durch das neue Einkaufsverhalten von Herr und Frau Schweizer kompensiert
werden kann. «Ich rechne damit, dass wir nach der Corona-Krise das
Niveau von vorher halten können. Damit wäre ich bereits zufrieden.»
Letzte Frage
Wie schwierig ist es für Sie, sich an die 2 Meter-Abstand-Regel zu halten?
«Überhaupt nicht schwierig, man gewöhnt sich rasch daran. Ich muss schliesslich als Unternehmer Vorbild sein und wir haben schon sehr früh die Devise rausgegeben, sich an diese lebenswichtige Regel zu halten.»