2 Meter Abstand

Der Überflieger:
Wilko Stolzenbach

Wilko Stolzenbach Kiter 2m Abstand

2m-abstand.ch: Während andere von einem Leben am Meer, mit Strand und Sonne fantasieren, lebt Wilko Stolzenbach seit Jahren seinen Traum im ägyptischen El Gouna und führt seine eigene Kitesurfing-Schule. Was nach einem lockeren Leben tönt, bedeutet in Tat und Wahrheit viel Arbeit, Kreativität und Selbstreflektion – besonders in Zeiten, wie wir sie gerade durchleben.

Wilko Stolzenbach hat’s getan. Statt standesgemäss seinen Master in Tourismus abzuschliessen, stieg er zuerst aus (Studium) und danach wieder ein: Mit 25 übernahm er die Geschäftsleitung einer Kitesurfing-Schule in Sizilien. Zwei Jahre später machte er sich selbständig und gründete sein eigenes Ein-Mann-Unternehmen Wilko Kitesurfing in El Gouna in Ägypten.

Heute ist der Stuttgarter 30 Jahre jung und hat es geschafft, von seiner kleinen, feinen Kitesurfing-Schule zu leben. Er hat sich ein kleines Apartment gekauft und verbringt täglich elf Stunden am Strand. Seine Firma beschreibt er als Embryo; man bringt es zur Welt und anschliessend wächst und entwickelt es sich und man hegt und pflegt es.

Wilko Stolzenbach, Kiter, 2 Meter Abstand Corona Schweiz
Wilko Stolzenbach in seinem Home Office.

Einen Teil des letzten Winters verbrachte Wilko in Mauritius. Ausspannen von der langen Saison sowie eine Menge Selbstreflektion. Ist er auf dem richtigen Weg? Sind die selbst auferlegten Werte die richtigen? Was will er erreichen und zu welchem Preis? Wie kann er sich entwickeln und weiter verbessern? Wie inspiriert man die Kunden immer wieder von Neuem?

«Ein befreundeter Hotelier prophezeite mir bereits Mitte Februar, dass die Saison gelaufen sei.»

Nach seiner Rückkehr nach Ägypten Mitte Februar war sich Wilko sicher, dass er für die Zukunft gerüstet sei. Weil er sich mittlerweile in El Gouna mehr als zuhause fühlt – und weil er mit sich und seiner Welt im Reinen ist. Dann kam das Corona-Virus. Kaum in Ägypten gelandet, prophezeite ihm ein befreundeter Hotelier, dass die Saison gelaufen sei. Ein Virus werde wüten und die Gäste demnach ausbleiben. Das war Mitte Februar und Wilko wurde es zwar ein wenig mulmig, richtig glauben konnte er es aber nicht. Bis das Corona-Virus nicht nur in Europa die Touristen davon abhielt, Ferien zu machen, sondern auch in El Gouna der Laden dicht gemacht wurde.

Heute ist Wilko trotz Krise längst wieder optimistisch. Zwar muss er sich aktuell stillhalten, aber im Juni will die ägyptische Regierung für den so lebenswichtigen Tourismus die Türen wieder einen Spalt breit öffnen – vorerst für inländische Touristen. Kunden, auf die auch Wilko angewiesen ist. Sowieso lässt sich der Jungunternehmer nicht so rasch aus dem Konzept bringen. Die meisten Kunden haben ihm nämlich so oder so versprochen, so rasch als möglich wiederzukommen. Kitesurfing macht eben süchtig…

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Langweilig ist es Wilko in der Zwischenzeit lange nicht geworden – im Gegenteil. Manchmal packt er seinen Hund und macht einen Ausflug auf seinem Longboard, unternimmt eine kleine Lagunentour oder lernt die Stadt von einer anderen, bisher unbekannten Seite kennen. Zudem tüftelt er an neuen Techniken oder am Schulungskonzept und schneidet Videos für seine Social-Media-Kanäle. Und wenn er mal Gesellschaft braucht, findet er sie bei Bekannten, die sich ebenfalls in El Gouna niedergelassen haben.

«Die reichen Kids aus Kairo veranstalten auf ihren Yachten gerade Home-Parties.»

Sowieso: Die Lebensqualität ist sehr hoch in El Gouna. Man kann sich frei bewegen, der Strand ist offen und draussen auf dem Meer tummeln sich eigentlich immer ein paar junge, reiche Touristen aus Kairo und veranstalten spontane Hausboot-Parties – das ist zwar unverantwortlich, aber es kümmert hier niemanden wirklich. Statistiken zu den Corona-Fällen existieren nicht wirklich in Ägypten.

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Ein guter Freund prophezeite ihm einst: Du musst dein eigenes Ding durchziehen, sonst wirst du nicht glücklich. Die Leute werden dich gutfinden, wenn du deine ganze Energie in etwas reinsteckst, das du liebst. Gesagt, getan. Wilko ist hier rundum glücklich, auch wenn sein Alltag meistens alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Sieben Tage die Woche von 7 Uhr morgens bis 6 Uhr abends der prallen Sonne und dem Salzwasserausgesetzt sein ist nicht immer lustig. Doch der Kitesurf-Lehrer hat ein grosses Ziel: Er möchte alle seine Schüler besser machen. Er kann ihnen helfen, ihr Selbstwertgefühl zu verbessern – wie zum Beispiel Peter, dem Amerikaner aus Kairo. Er hat mit seinen 70 Jahren erst gerade mit dem Kiten angefangen – und sich schon bei ihm angekündigt. In zwei Wochen stehe er auf der Matte, schrieb er ihm kürzlich. Kein Problem für Wilko. Er kann die Wiederaufnahme des Betriebs kaum erwarten.

Letzte Frage

Auf was freust du dich täglich am meisten?

«Auf die Menschen, mit denen ich arbeite und die ich weiterbringe. Auf die aufgehende Sonne, wenn ich morgens zum Kitesurfing-Strand einbiege und ich dann zu mir sage: Das ist mein Home Office…»