Die Abstimmerin:
Ladina Heimgartner
2m-abstand.ch: Ladina Heimgartner war gerade mal einen Monat im Betrieb, als das Corona-Virus kam. Ohne Eingewöhnungsphase konnte die neue Leiterin Corporate Center von Ringier ihre Kommunikations- und Koordinationsfähigkeiten gerade eins zu eins in der Praxis unter Beweis stellen. Ein Besuch im Zürcher Seefeld-Quartier.
Ringier Medienhaus: Dufourstrasse 23. Ein Katzensprung bis zum Opernhaus und zur Seepromenade. Hier gehen und gingen mitunter bereits illustre Persönlichkeiten ein uns aus. Hier parkierte einst ein italienischer Schnulzesänger seine Luxuskarosse aus Frust über die Berichterstattung direkt im Schaufenster. Doch heute gleicht der Ort statt einem nervösen Wespennest mit rein- und rauseilenden Medienprofis eher einer klinischen Hochburg für Ruhe und Sauberkeit.
Ladina Heimgartner wartet bereits im Foyer und begrüsst uns herzlich. Zuerst werden die Gäste registriert. Die Kantine ist leer, wenn jemand laut spricht, zuckt man beinahe zusammen. «Wir reagierten sehr früh; innert drei oder vier Tagen agierten 95 Prozent der Mitarbeitenden von zuhause aus – und zwar weltweit. Heute sind es immer noch 70 Prozent», erklärt die neue Leiterin Corporate Center die strikte Home Office-Anwendung des Konzerns. «Das Ganze funktioniert im Übrigen ausgezeichnet. Die Produktivität ist hoch – ebenso die Motivation und Disziplin», zeigt sich die ehemalige stellvertretende Generaldirektorin der SRG zufrieden.
Wir beziehen ein frisch desinfiziertes Sitzungszimmer. Eine Weisung besagt: Nach jedem Meeting muss hier der Raum während 15 Minuten durchgelüftet und alles frisch desinfiziert werden. Ladina Heimgartner wirkt komplett entspannt. Dies obwohl sie selbst, Zitat, «zu workoholischen Tendenzen» neigt. Ihre Tage sind vollbepackt. Ihr neuer Job konnte sie nicht so wie geplant in Angriff nehmen. Sie wurde in die Ringier-interne Covid-19-Task-Force berufen und half mit, dass der gesamte Konzern (19 Länder) in dieser Krisenzeit gut aufgestellt war. «Diese Aufgabe nahm an manchen Tagen 80 Prozent meiner Zeit in Anspruch. Der Vorteil: Ich lernte sehr viele Ringier-Leute rasch kennen und durfte mit ihnen von Anfang an und ohne Umschweife Wichtiges gemeinsam entwickeln.»
Wie auch andere Medienhäuser erlebt Ringier momentan eine schwierige Zeit. «Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen in vielen Bereichen. Wir gehen von einem Verlust in zweistelliger Millionenhöhe aus. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in Rumänien zeitweise gar keine Zeitungen mehr ausgetragen wurden.» Das Medienbusiness leidet, die Werbebranche brach ein. Und selbst wenn Geschäftsbereiche wie DeinDeal boomten, können sie die Verluste des Kerngeschäfts nicht auffangen.
Urplötzlich Geräusche: Das nebenanliegende Sitzungszimmer wird belegt und vorbei ist’s mit der vorherigen Stille. Einzig Ladina Heimgartner spricht seelenruhig weiter: «Wir haben uns sehr viele Gedanken zur Tonalität gemacht. Wie erklärt man ein Anliegen und wie bringt man es rüber. Die Corona-Krise war eine Chance, dass wir uns in Sachen Kommunikation entwickeln konnten.» Ladina Heimgartner bemühte sich zusammen mit ihrem Team ein Paket zu schnüren, in denen die gesamte Kommunikationspalette abgebildet werden kann. Und dieses scheint bei den Ringier Mitarbeitenden gut angekommen zu sein. «Am Anfang des Corona-Ausbruchs herrschte wie überall grosse Verunsicherung. Wir waren und sind recht rigoros mit unserem Regelwerk – in der Ausübung oft strenger, als die Vorgaben des Bundes und immer auf grösstmögliche Sicherheit bedacht. Die Gesundheit der Mitarbeitenden sowie die Aufrechterhaltung des Betriebs stehen stets im Zentrum, wir informieren zeitnah und transparent. Die beschlossenen Sicherheitsmassnahmen werden von den Mitarbeitenden konsequent mitgetragen – damit steht und fällt am Ende des Tages das Ganze.»
Die Zeit ist um. Ladina Heimgartner greift zum Desinfektionsmittel und reinigt Tisch und Stühle des Sitzungsraums. Auf dem Weg zurück ins Foyer sitzen drei Personen stillschweigend beim Kaffee oder verzehren bereits ihren Lunch – 2 Meter Abstand inklusive. So sieht die Welt aus bei Ringer in der Corona-Zeit Ende Juni 2020.
Letzte Frage
Was ist das Aufregendste in deinem Job?
«Hier kann man wirklich etwas bewegen, jeden Tag etwas einflechten und bereits am gleichen Abend siehst du den Mehrwert. Ich habe gemerkt, dass ich persönlich etwas beitragen kann und ich nutze meine Gestaltungsspielräume – das ist für mich entscheidend.»