2 Meter Abstand

Die Alleingelassene:
Manuela Frey

Manuela Frey auf 2m-Abstand

2m-abstand.ch: Sie ist das erfolgreichste Schweizer Model, heiss begehrt und überall gefragt. Doch das Corona-Virus machte auch nicht Halt vor Manuela Frey. Die Aargauerin erzählt, wie sie fünf Wochen lang mutterseelenallein in New York verbrachte.

Lausanne (VD), Schweiz
«Ich fühle mich zurzeit extrem privilegiert: Ich bin am Kaffee trinken bei einer guten Freundin und kann mich hier frei bewegen und am See entlang spazieren – etwas, das ich in den vergangenen Wochen in New York nicht mehr konnte.»

Los Angeles (CA), USA
«Als es mit der Ausbreitung des Corona-Virus losging, befand ich mich in Los Angeles. Unser Shooting für YSL wurde von einer Minute auf die andere abgesagt. Alle Geschäfte wurden geschlossen und die sonst so pulsierende Stadt war menschenleer. Es war gespenstisch. Die meisten meiner Kolleginnen flogen daraufhin nach Europa. Ich entschloss mich, zurück nach New York zu fliegen – dort wo ich seit acht Jahren arbeite und lebe.»

Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing, Selbstgespräche zu führen.

New York City (NY), USA
«Ich hoffte einfach, dass alles so schnell vorbeiging, wie es gekommen war. Dem war leider nicht so. Ich musste während fünf Wochen alleine in meinem Apartment ausharren und vereinsamte täglich mehr. Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing, Selbstgespräche zu führen. Ich fühlte mich so alleine und irgendwie machtlos. Ich bin ein aktiver Mensch, mir fehlte meine Arbeit, meine Familie, meine Freunde, meine Freiheit. Zum Glück konnte ich mit allen regelmässig telefonieren oder skypen.»

New York Menschenleer aus dem Appartement von Manuela
Der Blick auf das menschenleere New York aus Manuelas Apartment.

28th Street, 10th Avenue (Manhattan), USA
«Ein einziges Mal verliess ich das Haus. Kaum war ich auf der Strasse, wurde ich von einem Homeless angespuckt, beleidigt und bedroht. Die Strassen waren leergefegt, ich flüchtete zurück in mein Apartment, um mich in Sicherheit zu bringen. Damit ich mich keinerlei Gefahr aussetzen musste, bestellte ich mein Essen nur noch online. Mein tägliches Fitnessprogramm bestand aus Treppenlaufen; 38 Stockwerke runter und 38 Stockwerke rauf.»

Mailand (I), Paris (F), Barcelona (E)
«Meine Jobs für die nächsten Monate sind alle abgesagt. Ich habe mir während der Zeit, in der ich alleine war, viele Gedanken über mein Leben und meine Zukunft gemacht. Wie die meisten nutzte ich die Zeit während des Lockdowns ebenfalls sinnvoll, um Dinge zu erledigen, die ich bis anhin vor mich herschob. Das Argument, dass ich keine Zeit habe, galt auf einmal nicht mehr. Ich fand Gefallen, Neues zu lernen und Bestehendes aufzufrischen. Ich übte Gitarre, verbesserte mein Italienisch, paukte für die bevorstehende Bootsprüfung oder lernte für meine Immobilienausbildung. Ausserdem hatte ich endlich Zeit, mich bei vielen Freunden zu melden und tolle Kontakte aufzufrischen.»

Manuela Frey 2m Abstand

Flughafen Newark (NJ), USA
«Nach fünf Wochen hatte ich die Nase gestrichen voll. Ich wollte nur noch eines: zurück in die Schweiz. So beschloss ich, nach Hause zu fliegen. Am Flughafen in Newark befanden sich insgesamt höchstens 40 Personen – normalerweise tummeln sich hier Tausende. Es war völlig surreal.»

Manuela Frey 2m Abstand

Brugg (AG), Schweiz
«Endlich wieder zuhause. Noch nie habe ich meine Heimat so sehr geschätzt wie momentan. Ich begab mich als erstes in Quarantäne und bewegte mich nur im Haus und Garten meiner Eltern. Jetzt bin dich endlich wieder frei. Hier ist es einfach am schönsten.»

Letzte Frage

Was ist das Schwierigste und Schönste in deinem Job?

«Das Schwierigste ist, niemals etwas persönlich zu nehmen. Für die Designer bist du vielfach ein Objekt, das perfekt für ein designtes Stück passen muss. Ein zu grosser Hintern oder zu kleine Brüste – manchmal passt es einfach nicht. Man muss lernen, damit umzugehen. Das Schönste sind das Reisen, die vielen Begegnungen mit interessanten Menschen und die tägliche Abwechslung bei der Arbeit. Ich habe an so vielen Orten auf der Welt Freunde, bei denen ich jederzeit absteigen kann – das ist einfach wunderschön.»