Die Gelassene:
Niobé Alexander
2m-abstand.ch: Niobé Alexander studiert im zweiten Jahr Recht an der Universität Bern. Für sie sind die Einschränkungen und die neuen Lebensumstände auf Grund der Corona-Krise kein grosses Ding. Für 2m-abstand.ch erzählt sie aus ihrer aktuellen Lebenssituation.
Mein erster Gedanke
«Ganz ehrlich: Ich fühle mich nicht so betroffen oder gross eingeschränkt. Ich lebe in einer WG und kann mich frei bewegen – so besuche ich zum Beispiel auch meinen Freund in einer anderen WG. Ausserdem ist mir niemand bekannt, der das Virus hat – wenn ich jemanden kennen würde, wäre ich wohl anders eingestellt.»
Mein Alltag
«Klar, bleibe ich zurzeit auch vorwiegend zuhause. Ich lerne von hier aus für mein Studium. Normalerweise wäre ich jetzt in der Bibliothek – jetzt muss ich mir eine neue Tagesstruktur zulegen und mich per Video-Chat mit meinen Mitstudenten und Kollegen austauschen. Das braucht deutlich mehr Disziplin.»
Mein Nebenjob
«Normalerweise würde ich jetzt bei einer Berner Fahrschule Nothelfer-Kurse unterrichten. Aber wenige Tage vor meinem ersten Einsatz kam der Lockdown. Jetzt habe ich zurzeit keinen Zusatzverdienst.»
Meine Kollegen
«Einige nehmen die Einschränkungen leider zu wenig ernst – andere dafür sehr. Man muss sich nur im Kopf darauf einstellen. Es betrifft alle und wir müssen ja nichts anderes machen, als uns an die Regeln zu halten; das ist eigentlich nicht so schwierig.»
Mein Engagement
«Ich arbeitete bis Ende März im Migros und hätte wohl nach dem Ausfall meines Nothelfer-Jobs dort wieder einen Job gekriegt. Aber ich habe ja aus einem Grund gekündigt und ausserdem stehen im Sommer meine Bachelor-Prüfungen an. Ich nutze diese Zeit nun zum Lernen.»
Meine 2m Abstand
«Am Anfang war es komisch, weil wir uns alle untereinander stets herzen und teilweise auch aus derselben Flasche trinken. Mittlerweile funktioniert es aber ganz gut. Man gewöhnt sich daran und muss nur seine Gewohnheiten umstellen.»
Meine Privilegien
«Bei allen Einschränkungen: Es ist schön, dass wir alle mehr Zeit für uns selbst haben. Mal bewusst Zeit mit sich selbst verbringen. Nicht zu wissen, was für ein Tag heute ist. Mehr Raum für alles anderes nutzen zu können.»
Meine Nachlässigkeit
«Ich muss mich echt an der Nase nehmen, damit ich die Uni nicht vernachlässige. Es ist teilweise surreal. Ich weiss, dass die Prüfungen immer näherkommen, aber wenn man nur zuhause ist, gestaltet sich das Lernen einfach schwieriger.»
Meine Ferien
«Es gibt so viele Dinge, die sind für uns alle einfach selbstverständlich geworden – so auch das Reisen. Das wird sich jetzt erstmals ändern und das ist gut so. Es wird weniger Flüge geben, die Menschen werden sich vermehrt von zuhause aus bewegen oder man verbringt vermehrt Ferien in der Schweiz, da bin ich mir sicher.»
Letzte Frage
Was wird sich verändern, wenn das alles vorbei ist?
«Schwierig zu sagen. Ich hoffe, dass wir das solidarische Denken, das wir uns in den letzten Wochen aneigneten, ein wenig aufrechterhalten können. Auf der anderen Seite spüre ich, dass sich die Menschen wieder Normalität und ihren Alltag zurückwünschen. Ich bin nicht sicher, dass sich die Welt nachhaltig verändern wird.»