Die Spektakuläre:
Brigitte Roux
2m-abstand.ch: Mit der neuen Situation rund um das Corona-Virus änderte sich im Leben von Brigitte Roux so ziemlich einiges – nicht aber der Glaube daran, dass ihr Rendez-vous Bundesplatz im Oktober 2020 über die Bühne geht.
«Der Überfluss und der Überkonsum wird sich nicht ändern.»
Brigitte Roux bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Die 63-jährige Zürcherin hat schliesslich vier Jahre dafür gekämpft, bis ihr Lebensprojekt, das Rendez-vous Bundesplatz, aus der Taufe gehoben wurde. Und sie hat sich in ihrem Leben mehrmals neu erfunden. Kein Wunder, trotzte sie auch dem Corona-Virus mit einer Mischung aus Erfinderreichtum, Gelassenheit und auch Anpassungsfähigkeit – sie nennt dafür ein Beispiel: «Ich habe meinen Fleischkonsum massiv eingeschränkt: Schliesslich wurde das Corona-Virus höchstwahrscheinlich vom billigen Fleischschlachten ausgelöst.» Roux ist überzeugt, dass die ältere Generation alles dafür tun muss, um den Jungen eine intakte Welt zu übergeben. Dafür möchte sie auch ihren persönlichen Beitrag leisten. Am Ende weiss aber auch sie: «Der Überfluss und der Überkonsum unserer Gesellschaft wird sich nicht so schnell ändern.»
«Wir müssen doch wieder mal mit etwas anfangen.»
Natürlich war und ist auch Brigitte Roux von der Pandemie betroffen. «Am schwierigsten war die Ungewissheit, das hat mich belastet. Am 9. September haben wir grünes Licht erhalten – es herrscht Maskenpflicht, es wird keinen Streetfood geben und es werden maximal 900 Personen pro Show zugelassen. Aber ich bin froh, dass es überhaupt klappt. Wir müssen schliesslich wieder mal mit etwas anfangen, oder?»
«Wenn du mit 63 nicht ein bisschen Geld auf der Seite hast, dann stimmt etwas nicht.»
Fakt ist: Die Eventbranche liegt am Boden. Das spürt auch Brigitte Roux, selbst wenn ihr Hauptanlass jetzt über die Bühne geht und auch die Finanzierung gesichert ist. Aber die erfahrene Event-Fachfrau weiss auch: «Die Branche muss sich nicht erfinden, sie wird durch die aktuellen Gegebenheiten gerade von selbst neu erfunden.» Die Zürcherin nennt dazu ein Beispiel: «Mein Technikpartner hatte 100 Leute auf der Payroll als der Lockdown kam. Er verlor täglich 1 Mio. Franken Umsatz, steckte aber nicht einfach den Kopf in den Sand – sondern alles daran, seine Leute sinnvoll einzusetzen; er bot beispielsweise Grossverteilern an, Plexiglasscheiben und Markierungen zu montieren und konnte so immerhin 50 Prozent seiner Mitarbeitenden einsetzen. Was ich damit sagen will: Man darf nie aufgeben, auch wenn die Zukunftsaussichten alles andere als rosig sind.» Für Roux selbst war der Lockdown natürlich auch eine Herausforderung – eine, die sie gerade auch finanziell gut meisterte. «Wenn du mit 63 nicht ein bisschen Geld auf der Seite hast, dann stimmt etwas nicht.»
«Ich kam nach Hause und entschied, mich nur noch mit Lichtkunst auseinanderzusetzen.»
35 Jahre bewegte sie sich in der PR- und Kommunikationsbranche – mit eigenem Büro. Im Dezember 2006 besuchte sie Funchal, die Hauptstadt von Madeira. «Diese Reise stellte mein ganzes Leben auf den Kopf. Ich erlebte, wie die ganze Stadt mit einer einfachen Lichtshow beleuchtet wurde; jedes Restaurant, jedes Ladenlokal, jedes Haus. Die Einfachheit des Lichtspektakels hat mich umgehauen. Ich kam nach Hause und entschied, mich nur noch mit Lichtkunst auseinanderzusetzen.»
«Licht ist ein Lebenselixier für uns.»
Brigitte Roux ging auf Madeira also quasi ein Licht auf. Sie begann, sich intensiv mit dem Licht und all seinen Facetten auseinanderzusetzen. Heute weiss sie: «Es geht vor allem darum, das Licht richtig einzusetzen Es braucht nicht viel, aber das Richtige. Man muss ein besonderes Ambiente schaffen. Das natürliche Licht beispielsweise ist so genial, dass man es auch fotografisch niemals eins zu eins wird einfangen können. Licht ist ein Lebenselixier für uns.»
«Die Stadt Bern generiert dank dem Rendez-vous Bundesplatz Spektakel einen Mehrwert von 12 bis 15 Mio. Franken.»
Brigitte Roux ging mit ihrer Rendez-vous-Bundesplatz-Idee einen steinigen Weg. Einer, der sich aber letztlich lohnte. «Für mich war schon immer klar: Ich wollte nicht nur einfach etwas ans Bundeshaus projizieren, sondern vielmehr eine Geschichte erzählen – das sind wir dieser Stadt und diesem Gebäude schuldig.» Dass es eine solche Erfolgsgeschichte wird, die heute bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist, war nicht absehbar. «Ich habe vier Jahre lang gekämpft. Heute ist es das Rendez-vous am Bundesplatz schweizweit etabliert. Vor zwei Jahren lancierte das Migros Kulturprozent eine Erhebung auf dem Platz. Diese ergab, dass die Stadt dank dem Rendez-vous Bundesplatz Spektakel einen Mehrwert von 12 bis 15 Mio. Franken generiert.»
Das 10. Rendez-vous Bundesplatz startet am 16. Oktober und dauert bis am 21. November jeweils ab 19.00 Uhr auf dem Berner Bundesplatz.
Rendevousbundesplatz.ch
Letzte Frage
Wurden Sie eigentlich schon mal angefragt, im Ausland etwas Ähnliches aufzuziehen?
«Es gibt zurzeit eine Wahnsinnsanfrage von den Bahamas – sie wollen ein ähnliches Spektakel aufziehen – einfach nur viel grösser. Mal schauen, was nach Corona passiert…»